DAS VIRTUELLE IMAGE MIT DER SCHUFA – TEIL II
Attraktivste Kunden
Für eine Bank ist vermögender Kunde nur begrenzt attraktiv. Er hat durch sein Vermögen höheren finanziellen Spielraum und ist nicht auf die Bank angewiesen. Natürlich ist die Bank daran interessiert, solche Vermögen zu verwalten. Wirklich attraktiv sind für eine Bank aber die Kunden, die kein Vermögen haben. Diese sind es, die Geld in Form von Darlehen von der Bank brauchen. Wer sich etwas borgt, gerät in eine Abhängigkeit. Wer sich in Abhängigkeit befindet, ist loyaler. Darüber hinaus zeigt die Praxis: Wenn jemand Geld von Dritten benötigt, passiert das meist öfter.
Viele Menschen geraten durch Kredite in einen Teufelskreis, der nur sehr schwer zu durchbrechen ist. Sie unterliegen dem Irrglauben, dass Kredite die Lösung für finanzielle Engpässe sind und unterschätzen die zusätzliche Belastung durch die Zinsen in den Darlehensraten. Die Zinsen sind es, auf die die Banken es abgesehen haben. Dazu kommen nicht selten andere Kosten von anderen Produkten, die gern bei Darlehensvergabe mit angeboten werden. Da wären als erstes Versicherungen zu nennen, die das Ausfallrisiko für die Bank begrenzen sollen. Der Kreditnehmer könnte zum Beispiel in Situationen geraten, die es ihm nicht mehr ermöglichen, seine Raten (pünktlich) zu bezahlen. Die Lebenshaltungskosten könnten schneller oder höher steigen als das Einkommen. Er könnte zum Beispiel eine neue Arbeit bekommen, bei der er weniger verdient. Er müsste deswegen vielleicht umziehen, eventuell längere Arbeitswege in Kauf nehmen, die zusätzliche Kosten verursachen. Krankheit, partnerschaftliche Probleme, Jobverlust oder Tod bedrohen Jedermann. Auch ein Familienmitglied könnte einen Unfall erleiden oder krank werden und das Familieneinkommen verringern oder sogar höhere Kosten verursachen.
Auch wenn wir Menschen unseren Blick eher auf das Positive richten, hat die Bank jede Art von Risiko vor Augen. Wenn sie die Vergabe von Darlehen also davon abhängig macht, bestimmte Absicherungen vorzunehmen, dann kann man das schon ernst nehmen und darüber nachdenken, wie ernst die Gefahren sind, die es abzusichern gilt. Lehnt man die Absicherung ab und die Bank verweigert dann das Darlehen, sind die Risiken wohl relevanter als gedacht. Ist es der Bank egal, ob zusätzliche Sicherungen vorgenommen werden, scheinen die Risiken nicht so relevant zu sein.
Nicht alles kann man absichern. Wer ein Darlehen braucht, weil er finanziell nicht mehr richtig klar kommt, ist schlecht beraten. Ein Darlehen mag kurzfristig Erlösung bringen. Jedoch erhöht sich der Kostenapparat durch die monatliche Darlehensrate. Man erreicht also genau das Gegenteil von dem, was man sich durch das Darlehen erhofft. Der finanzielle Spielraum wird kleiner und das Problem wird wiederkehren. Viele Menschen überschulden sich mehr und mehr, wenn sie nicht mehr Herr der Lage sind. Für viele sind Umschuldungen der einzige Weg, die monatliche Belastung zu drosseln. Manchmal funktioniert das auch. Der Pferdefuß ist, dass der Kredit mit längerer Laufzeit viel teurer wird. Bei längeren Laufzeiten steigen die Zinssätze und damit fallen viel mehr Zinsen an. Die Gesamtsumme, die es zurückzuzahlen gilt, wird dadurch ebenfalls viel höher. Doch was nutzt es einem, eine geringere Laufzeit zu wählen, wenn die Kreditraten dadurch unbezahlbar hoch sind?
Besonders verlockend sind Kreditrahmen bei Kreditkarten. Man bekommt einen Verfügungsrahmen, in dem man sich aufhalten darf. Man kann die Umsätze bei der Abrechnung komplett oder bequem in Raten bezahlen. Meist muss man mindestens 3% des Gesamtsaldos als Rate bezahlen, was verhältnismäßig wenig sein kann. Der Verfügungsrahmen wird vom Herausgeber festgelegt und er kann größer werden, je länger man die Karte vertragskonform benutzt. Das Problem ist, dass man nie alles zurückzahlt, wenn man immer nur 3% des Gesamtsaldos tilgt. Dadurch fallen immer Zinsen an, die den Saldo wieder hoch treiben. Hier wäre eine höhere Ratenzahlung die bessere Lösung. Man könnte zusätzlich zu den vereinbarten 3% Mindestzahlung in Eigenregie mittels eines Dauerauftrages einen zusätzlichen festen Betrag zurückführen. Eigeninitiative ist sowieso immer besser als eine Rückzahlungsvereinbarung, die man mit der Bank trifft. Wenn Sie in Eigenregie tilgen, beweisen Sie, dass Sie selbst und ohne fremde Hilfe mit der Situation fertig werden können und bleiben für die Mahnabteilung „unauffällig“.
Manche Banken oder Kreditkartenunternehmen behandeln Kunden, die Zahlungsprobleme haben, anders als Kunden mit „laufender“ Pflichterfüllung. Zusätzliche Gebühren können entstehen, höhere Zinssätze usw., also Umstände, die den Sachverhalt noch zuspitzen können. Höhere Kosten wirken sich in höheren Salden aus. Somit erreicht man genau das Gegenteil und keinen Schuldabbau.
Luftgeschäfte
Die Vergabe von Darlehen hat oft wenig mit greifbaren Geschäften zu tun. Bewilligte Darlehen werden nicht als Bargeld sondern als Buch- oder Giralgeld überwiesen. Es werden Daten umgebucht, die meist ausschließlich auf elektronischem Wege ihre Verwendung finden. Wenn sich eine Geschäftsbank von der Zentralbank Geld geliehen hat, darf sie selbst Geld verleihen. Jedoch verleiht die Geschäftsbank nicht die Geldmenge, die sie von der Zentralbank erhalten hat. Das erhaltene Geld von der Zentralbank wird als Mindestreserve angesehen und darf nicht weiterverliehen werden. Stattdessen verleiht die Geschäftsbank imaginäres Geld an Privatkunden, Unternehmen und auch an den Staat. Dabei darf das Geld der Zentralbank, also die Reserve, nie geringer sein als 2% des insgesamt verliehenen Geldes der Geschäftsbank. Die Bank kann also das 50-fache der Mindestreserve als Darlehen an ihre Kunden ausreichen. Dieses Geld ist fast ausschließlich Giralgeld und die Zinsen, die dafür gezahlt werden müssen, sind es ebenfalls. Je höher die Zinsen sind, umso mehr verdient die Bank. Kunden mit 1-A-Bonität sind somit zwar attraktiv und gern gesehen, doch das große Geld macht die Bank mit den vielen überzogenen Dispo-Konten. Hier liegen die Zinssätze viel höher und die Rückzahlung ist keine Pflicht. Überzogene Konten sind nur deshalb möglich, weil auch hier mit Buchgeld gearbeitet wird. Die Bank erschafft auch durch diesen Prozess neues Geld und verdient daran sehr viel Zinsen.
——FORTSETZUNG SIEHE Teil III—–